Flinders Street Station, Melbourne, Victoria © Tourism Australia
Reiseführer für Melbourne von Pat Nourse
Pat Nourse, erfahrener Journalist und Kreativdirektor von Food + Wine Victoria, dem Veranstalter des Melbourne Food and Wine Festival, verrät Ihnen, wie Sie diese facettenreiche Stadt in vollen Zügen genießen können.
Interview von Dan F. Stapleton
Nach 14 Jahren bei Australiens führendem Food- und Reisemagazin, Gourmet Traveller, in Sydney, zog Pat Nourse Anfang 2019 nach Melbourne, um Kreativdirektor bei Food + Wine Victoria zu werden, der Organisation hinter dem weltbekannten Melbourne Food & Wine Festival. Pat findet, dass das kulinarische und kulturelle Angebot von Melbourne im internationalen Vergleich um nichts zurücksteht, und er liebt das viele Grün in seiner neuen Heimatstadt. Hier sind seine Insider-Tipps für die besten Attraktionen und aufregendsten Lokale in der Hauptstadt des Bundesstaats Victoria.
Outdoor-Geheimtipp: Merri Creek
„Ich bin relativ neu in Melbourne, da ich erst seit ein paar Jahren hier lebe, also ist mein „Geheimtipp“ nicht besonders geheim, aber der Merri Creek Trail ist ein fantastischer Ort zum Spazierengehen und Fahrradfahren. Mit jeder Kurve und jedem Hügel verändert sich die Umgebung, und man kann Abstecher zum Umweltzentrum CERES, dem Kunstzentrum Abbotsford Convent und der Collingwood Children's Farm machen. Ich bin jede Woche hier, gehe spazieren, fahre Fahrrad, treffe Freunde, führe meinen Hund aus – es ist eine wahre Oase. Dieses grüne Band, das sich mitten durch die Vorstädte und die Industriegebiete des nördlichen Stadtzentrums schlängelt, ist schon bemerkenswert.“
Weniger bekannter Vorort: Springvale
„Auch hier ist ‚weniger bekannt‘ Ansichtssache, aber ich kannte Springvale nicht, bevor ich nach Melbourne zog, und ich kann es wärmstens empfehlen. Es liegt südöstlich des Stadtzentrums, nur eine etwa 30-minütige Zug- oder Autofahrt entfernt, und hat zahlreiche kantonesische und vietnamesische Geschäfte und Speiselokale. Die große Attraktion für mich sind allerdings die kambodschanischen Speiselokale, von denen es hier viel mehr gibt als irgendwo anders in Victoria. Einige der lokalen Wahrzeichen sind in der Buckingham Avenue angesiedelt: Tasty Cambodian zum Beispiel, das Khmer-Frühstück und umwerfende Eiernudeln anbietet, und My Cambodia – hier empfehle ich die Zitronengrassuppe oder die Pipi-Muscheln in Tamarindensauce.“
Eat Street: Die Gassen von Melbourne
„Wo sollen wir anfangen? Wenn es um den CBD („Central Business District“ oder das Stadtzentrum) geht, ist die Flinders Lane kaum zu übertreffen (probieren Sie die Denton Wine Bar, Kenzan, Cumulus Inc und Cumulus Up, Hazel, Chin Chin, Supernormal und viele weitere kultige Lokale). Aber dasselbe gilt für die Little Collins und die Little Bourke Street. Man könnte behaupten, dass die Crossley Street die beste Gasse von Melbourne ist, da sich hier tolle Läden wie Pellegrini's, Romeo Lane, Becco, Traveller, Gingerboy und Meyers Place Seite an Seite finden, aber es gibt auch gute Argumente für die Degraves Street (Pidapipó!), den Centre Place (ShanDong MaMa!) und die Hosier Lane (MoVida!). Zum Glück sind sie alle untereinander fußläufig erreichbar – ein engmaschiges Netz für Vergnügungssuchende. Es würde mir schwerfallen, ein einziges Gericht zu empfehlen, aber die gebratenen Makrelenknödel im ShanDong MaMa sind ein sehr guter Anfang.“
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Lieblingsbars: von A bis Z
„Wie lange sind Sie hier? Und wonach suchen Sie? Der beste Allrounder? Geralds Bar. Wein? Bar Liberty, City Wine Shop, Old Palm Liquor. Cocktails? The Everleigh, Black Pearl. Bier? Mr West, Beermash. Whisky? Whisky & Alement. Snacks? Gimlet, Byrdi, Capitano. Gute Laune mit Rock-'n'-Roll? Heartbreaker. Piña Coladas? Union Electric. Spaghetti um Mitternacht? Arlechin. Gespräche zu später Stunde? Melbourne Supper Club. Runterkommen? Angel Music Bar.“
Shopping-Erlebnis: Queen Victoria Market
„Die Lebensmittelmärkte von Melbourne sind wirklich einzigartig. Allein der Queen Victoria Market ist wie ein Königreich, die Miniaturausgabe einer Stadt. Holen Sie sich einen Kaffee von einem der beiden (zwei!) Market Lane-Cafés vor Ort und schauen Sie anschließend doch mal bei Books for Cooks vorbei, um mit Tim zu plaudern, wenn Sie nach Informationen oder Inspirationen suchen. Stocken Sie in der Deli Hall Ihren Vorrat an Koko Black-Schokolade auf (meine absolute Lieblingssorte ist die Darkness) und machen Sie auf dem Weg nach draußen am Donut-Van Halt, um den heißen, mit Marmelade gefüllten Geschmack der Geschichte von Melbourne zu genießen. Und dann stellt man fest, dass der Queen Vic das Kronjuwel unter so vielen anderen Märkten ist: South Melbourne Market, Footscray Market, Dandenong Market, Prahran Market und Preston Market – allesamt wunderbare Orte zum Essen, Trinken und Einkaufen.“
Nur in Melbourne: Überraschungen und versteckte Highlights
Fun Fact
Die Kaffeekultur von Melbourne ist weltberühmt. Viele der besten Cafés der Stadt liegen versteckt in Melbournes Gassen.
„Melbourne ist eine tolle Stadt für glückliche Zufälle. Irgendetwas an seiner Lage, seiner Struktur und seinen Menschen führt dazu, dass man immer wieder Entdeckungen macht. Ein Kunstwerk, ein Labyrinth, ein kleiner Park, eine Bar, ein Café, eine Galerie, ein Stand mit gerösteten Kastanien, ein Straßenkünstler, der Opernarien zum Besten gibt. Beginnen Sie mit den Gassen im Herzen der Stadt und arbeiten Sie sich in Richtung Stadtrand vor. Die Hosier Lane hat mich vor 20 Jahren umgehauen, und sie beeindruckt mich immer noch. Es spielt keine Rolle, ob Sie seit fünf Minuten oder fünf Jahrzehnten hier sind – hinter jeder Kurve gibt es hier etwas Neues zu entdecken.“
Lieblingshotel: Brae
„Der bemerkenswerteste Ort, an dem ich in letzter Zeit in Victoria übernachtet habe, ist kein Hotel, sondern ein Zimmer des Restaurants Brae in Birregurra, etwa 90 Autominuten südwestlich von Melbourne. Es gibt nur eine Handvoll Zimmer, die nur für Gäste vorgesehen sind, die ein Mittag- oder Abendessen im Restaurant gebucht haben, aber sie sind exquisit. Sie sind komfortabel und sehr entspannt, auf eine zeitgenössische australisch-ländliche Art, mit Gummistiefeln für Gäste, die neben den Bademänteln hängen. Aber die Liebe zum Detail ist auf höchstem Niveau, sei es die Auswahl an Platten oder Büchern (Courtney Barnett und St. Vincent hängen hier mit Patti Smith und Grace Jones ab; Alain Passard trifft Deborah Levy), oder die Art und Weise, wie die Minibar bestückt wurde, bis hin zu den frisch geschnittenen Garnierungen für die Martinis und Negronis. Da diese Unterkünfte zu einem der besten Restaurants der Welt gehören, ist auch das Essen nicht zu verachten. Der einzige Nachteil ist, dass man nicht länger bleiben kann.“