Einmal Tasmanien, immer Tasmanien: Georgia Currant im Interview
Georgia Currants Leidenschaft ist Tasmanien. Hier wurde sie geboren, hier ist sie aufgewachsen. Und liebt die Natur und die Menschen der wunderschönen Insel wie am ersten Tag. Im Interview erzählt sie, wie sie Tourguide für den Maria Island Walk wurde, was ihre schönste Kindheitserinnerung an Tassie ist und warum es sie immer wieder zurück in ihre Heimat in Australien zieht.
Schon gewusst?
Im Cradle-Mountain-Lake-St.-Clair-Nationalpark befindet sich neben Wasserfällen, Schluchten und Gebirgsketten auch der höchste Berg Tasmaniens, der 1.617 Meter hohe Mount Ossa.
Georgia, du bist in den Central Highlands Tasmaniens aufgewachsen. Hast du eine Lieblingserinnerung aus deiner Kindheit?
Ich habe einige unglaublich schöne Erinnerungen. Mein absolutes Highlight ist eine Tradition mit Familie und Freunden: jedes Jahr an Ostern auf dem Gipfel eines Berges hier im tasmanischen Hochland bei Vollmond zu campen. Wir sind immer gegen 22 Uhr losgegangen, nur unter dem Licht des Vollmonds, ohne zusätzliche Beleuchtung. Danach haben wir auf dem Gipfel des Berges gezeltet. Diese Tradition führen wir immer noch fort, wenn wir es zeitlich unterbringen können.
Das ist wirklich so, denn weit und breit ist niemand. Es gibt nur die Sterne und dich. Und den Cradle-Mountain-Lake-St.-Clair-Nationalpark. Das heißt, es gibt keine Straßenlichter oder Ähnliches. Nur die Natur. Das ist mein persönliches Highlight.
Der Blick auf die Sterne muss von dort unglaublich sein ...
Ich kann nicht ohne Natur und vor allem ohne Berge sein.
Das muss wunderschön sein. Wie hat die Art, wie du aufgewachsen bist, dein Leben geprägt?
Fun Fact
Den Namen Cradle Mountain erhielt der Berg aufgrund seiner Ähnlichkeit mit einer Wiege (engl. cradle).
Mich hat die Liebe meiner Mutter zur Wildnis, dem tasmanischen Hochland und zum Wandern sehr stark beeinflusst und mein Denken geprägt. Ich kann nicht ohne Natur und vor allem ohne Berge sein. In der Region rund um Cradle Mountain fühle ich mich wirklich am wohlsten. Es fühlt sich einfach wie mein Zuhause an. Ich würde es für nichts in der Welt hergeben. Es hat mich stark in der Art und Weise beeinflusst, wie ich heute unsere Umwelt wahrnehme und wie ich sie für zukünftige Generationen schützen möchte. Es ist mir wichtig, das auch unseren Gästen zu vermitteln, denen ich im Rahmen unserer geführten Touren Tasmanien und insbesondere Maria Island mit dem Maria Island Walk näher bringe.
Und was fasziniert dich so sehr an Maria Island?
Maria Island
Diese Insel befindet sich vor der Ostküste der tasmanischen Insel und beherbergt zahlreiche australische Tiere wie Wombats, Tasmanische Teufel und Wallabys.
Das Außergewöhnliche an Maria Island ist, dass sie im ständigen Wandel ist. Bei Vollmond erscheint sie anders als am Tag. Bei einem Sturm kann man dort manchmal nicht einmal am Strand spazieren gehen. Wenn sich der Sturm gelegt hat, kannst du an demselben Strand picknicken, traumhafte Sonnenuntergänge genießen und beobachten, wie die Delfine aus dem Wasser springen.
Und du kannst australischen Tieren ganz nah kommen, zum Beispiel Wombats ...
Tasmanien und ganz besonders Maria Island ist ein regelrechtes Wombat-Paradies. Wer ihnen begegnen möchte, hat hier gute Chancen. Sie sehen so kuschelig und süß aus. Aber nur die wenigsten wissen, dass Wombats einen ziemlich kompakten Rücken und Hintern haben. Das dient ihnen hauptsächlich zum Schutz. Wenn sie Angst bekommen, rennen sie schnell in ihre Höhle und versiegeln die Höhle sozusagen mit ihrem Hintern, der zur Öffnung gewandt ist. Alles, was in ihre Höhle kommt und was sie als bedrohlich empfinden, pressen sie gegen das Dach ihres Baus. Wombats können unheimlich schnell laufen und sind über eine kurze Strecke gesehen genauso schnell, wenn nicht sogar schneller als der Sprinter und Olympiasieger Usain Bold. Das ist wirklich beeindruckend.
Welches ist dein Lieblingstier, das auf Tasmanien lebt?
Ich liebe Tasmanische Teufel und die Bilchbeutler, das sind kleine Beuteltiere, die wie Nagetiere aussehen. Sie sind wirklich winzig und haben es schon oft geschafft, sich in unsere Zelte zu schleichen und sich im Schlafsack zusammenzurollen. Ich habe sie schon einige Male, eingerollt und schlafend in einer Taschentuchbox entdeckt. Sie sind einfach so süß!
Fun Fact
Tasmanische Teufel leben nur etwa fünf bis sechs Jahre. Das Save the Tasmanian Devil Program kümmert sich um den Fortbestand der Raubbeutler.
Ich hatte auch einige coole Erlebnisse mit Tasmanischen Teufeln, die auch Beutelteufel genannt werden. Einmal hat ein Tasmanischer Teufel einem Gast einen Stiefel aus seinem Zelt geklaut, ein anderes Mal eine Flasche, die mit Whisky gefüllt war. Er hat hineingebissen, mochte den Geschmack aber nicht und hat sie dann zurückgelassen. Das wird niemand von uns jemals vergessen!
Und würdest du sagen, dass das Aufwachsen mit der Natur ausschlaggebend für deine Berufswahl als Tourguide war? Oder gab es dafür eine Schlüsselerfahrung?
Es war nur ein ganz natürlicher Prozess für mich. Darüber musste ich nicht großartig nachdenken. Ich habe schon früh im Tourismus, in der Hotelbranche, gearbeitet, und darüber viele interessante Personen aus dem Tourguide-Bereich kennengelernt. Ich dachte direkt: „Das ist eine Gemeinschaft, der ich angehören möchte.“ Ich habe mich dann mehr und mehr geführten Wanderungen zugewandt. Das kam wie von selbst.
Schon gewusst?
Am Cape Grim, dem nordwestlichen Zipfel Tasmaniens, misst eine Messtation regelmäßig die sauberste Luft der Welt. Na dann: Tief durchatmen!
Was ist für dich das Besondere an der tasmanischen Lebensweise?
Meiner Meinung nach gibt es in Tasmanien eine besondere Verbindung zur Natur und einen Respekt davor. Besonders in den jüngeren Generationen nehme ich das zunehmend wahr. Ich denke, das liegt an unserer Insel und daran, wie schön und nahezu unberührt sie ist. Im Allgemeinen sind die Australier sehr „laid-back“, sehr entspannt und unkompliziert. Die meisten Australier haben zudem einen wirklich großartigen Sinn für Humor.
Gibt es überraschende Fakten über Tasmanien, die nicht vielen bekannt sind?
Eine Tatsache fasziniert mich besonders: Die tasmanischen Aborigines sind bis heute diejenigen, die in der gesamten Menschheitsgeschichte am längsten isoliert waren. Vor der Eiszeit gab es eine lange Brücke aus Granitfelsen, die Tasmanien und das australische Festland – das heutige Victoria – miteinander verband und an der Ostküste entlangführte. Als der Meeresspiegel nach der Eiszeit anstieg, wurden die Tasmanier für 12.000 Jahre vollständig von der Außenwelt abgeschnitten. Sie hatten dieses wunderschöne Land für sich. Und sie sind immer noch hier und kümmern sich um Tasmanien.
Fehlt dir Tasmanien sehr, wenn du längere Zeit nicht zu Hause bist?
Ich habe eine Weile in Melbourne, im Bundesstaat Victoria, gelebt. Ich habe Tasmanien vermisst, aber da ich jedes zweite Wochenende zurückfahren konnte, hielt sich das Heimweh noch in Grenzen. Ich habe auch ein halbes Jahr im Ausland gelebt. Doch „Tassie“, wie wir Tasmanien nennen, ist wie ein Haken, der dich immer wieder zurückzieht. Die meisten Leute, die hier aufgewachsen sind, kommen irgendwann wieder nach Tasmanien zurück. Es übt eine sehr große Faszination auf alle aus.