Der Känguru-Flüsterer: Chris Barns im Interview
Roter Sand, imposante Berge, knallende Sonne. Hier, mitten im Outback Australiens, liegt die Wüstenstadt Alice Springs. Ganz in der Nähe lebt Chris Barns. Seine Leidenschaft: Kängurus.
Chris Barns, 47 Jahre alt, hat als Tierpfleger in Broome im Norden Westaustraliens gearbeitet, bevor er anfing, als Reiseführer zu arbeiten. 2005 entdeckte er per Zufall auf der Straße zwischen Uluru und Alice Springs ein angefahrenes Känguru. Das war der Tag, sagt Chris, der ihn für immer veränderte. Er sparte Geld, kündigte seinen Job und gründete 2009 seine Auffangstation The Kangaroo Sanctuary. Hier päppelt er die Waisenkinder wieder auf und bereitet sie darauf vor, eines Tages in die Wildnis zurückzukehren.
Chris, du wirst auch „Kangaroo Dundee“ genannt. Wieso das?
Der britische Sender BBC hat eine Fernsehserie über mich und die Kängurus meiner Auffangstation in Alice Springs im Northern Territory (NT) in Australien gedreht und sie „Kangaroo Dundee“ genannt. Das passt wirklich gut, denn ich bin abenteuerlustig. Ich liebe es einfach, in der Natur zu sein. Und als Känguru-Retter und -Pfleger bin ich rund um die Uhr im Einsatz für Kängurus, die Hilfe brauchen.
106 Fußballfelder groß
„The Kangaroo Sanctuary“ ist rund 76 Hektar groß und öffnete 2011.
Täglich mit Kängurus zu arbeiten – das klingt für viele Menschen nach einem Traumjob. Was machst du da eigentlich jeden Tag?
Im Kangaroo Sanctuary kümmere ich mich um 15 verwaiste Baby-Kängurus. Das heißt, ich füttere sie regelmäßig mit Milch, mache sie sauber, knuddel sie und vieles mehr. Ich kümmere aber auch um die 60 erwachsenen Tiere, die bei uns auf unserer Känguru-Auffangstation leben. Von denen wurden nur wenige hier geboren, die meisten gerettet.
Da hast du bestimmt einiges zu tun. Wie lang sind deine Arbeitstage?
Schon gewusst?
Kängurus können an Land ihre Hinterbeine nicht unabhängig voneinander bewegen, sondern nur zusammen. Aber wenn sie schwimmen – sie sind gute Schwimmer – bewegen sie jedes Bein einzeln.
Mein Job ist für mich keine Arbeit. Ich liebe es, mich um die Kängurus zu kümmern. Aber sie müssen 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche betreut werden. Wenn sie schlafen, schlafe ich natürlich auch und mache Pause.
Was machst du, wenn du mal gestresst bist?
Die Sterne am Himmel betrachten. Hier ist der beste Ort der Welt, um die Milchstraße zu sehen.
Und dann geht's wieder zurück zur Arbeit. Hast du denn ein Team, das dir hilft?
Wie viele verschiedene Känguru-Arten gibt es eigentlich?
Über 40, die Wallabies mitgezählt. Im Sanctuary leben Rote Riesenkängurus und ein einziger Euro, der auch Bergkänguru oder Wallaroo genannt wird.
Meine Frau hilft mir und zwei freiwillige Teilzeitkräfte. Wir sind ein eingespieltes Team. Manchmal, wenn wir nach Freiwilligen suchen, die mithelfen wollen, posten wir das auf unserer Webseite oder auf Social Media wie Facebook und Instagram.
Und wie beginnt dein Tag?
Schon gewusst?
Seine Neugeborenen bringt das Känguru als Embryo auf die Welt. Sie messen dann gerade mal 2 cm.
Frühmorgens. Dann bereite ich 15 Flaschen Milch für die Baby-Kängurus vor. Sie sind der Grund, warum ich jeden Tag so früh aufstehe. Genau wie kleine Kinder brauchen sie ihre Mutter oder ihren Vater. Jemanden, der für sie da ist. Ich bin für die Baby-Kängurus wie eine Mutter. Daneben motiviert mich auch, durch unser wunderschönes Naturschutzgebiet zu spazieren und dabei unsere geretteten Kängurus zu beobachten, wie glücklich und gesund sie sich in ihrem natürlichen Lebensraum fühlen. Sie sind einfach unglaubliche Tiere.
Was ist es dann für ein Gefühl, wenn die Tiere zurück in die Wildnis entlassen werden?
Ein Schönes, denn das heißt, dass wir unser Ziel erreicht haben. Trotzdem fehlen sie mir natürlich.
Wie sollten sich Touristen verhalten, wenn sie auf ihrer Reise Kängurus begegnen?
Am besten ist es, sie stets aus der Ferne zu betrachten. Schließlich handelt es sich um wilde Tiere, die respektiert werden müssen.
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Was ist das Interessanteste, das die meisten Menschen vermutlich nicht über diese Beuteltiere wissen?
Kängurus können ihre Hinterbeine an Land nicht unabhängig voneinander bewegen, nur zusammen. Aber wenn sie schwimmen (sie sind gute Schwimmer), bewegen sie jedes Bein einzeln.
Außerdem weiß kaum jemand, dass Kängurus in Gruppen von etwa zehn Tieren – Männchen und Weibchen – leben. Es gibt einen Anführer, bei dem es sich normalerweise um das älteste und größte Männchen handelt. Er ist der einzige, der sich mit den Weibchen der Gruppe paart.
Haben Kängurus denn einen bestimmten Charakter?
Fun Facts
Kängurus leben in Gruppen von rund zehn Tieren, männlich und weiblich. Es gibt einen Anführer, das ist normalerweise der älteste und größte Mann. Er ist der einzige, der sich mit den Frauen in der Gruppe paart.
Viele der Kängurus, die bei uns leben, haben unterschiedliche Charaktere. Viele von ihnen sind freundlich, aber durch ihre Instinkte sind sie auch wild. Einige sind dickköpfig, andere lustig, manche sehr eigen. Andere sind auch sehr liebevoll und wollen einfach nur geknuddelt werden.
Wie bist du aufgewachsen? Wurde dir die Tierliebe schon in die Wiege gelegt?
Als kleines Kind habe ich voller Begeisterung Vögel in der Natur beobachtet. Meine Eltern haben mich immer dazu ermutigt, diese Liebe zur Natur weiterzuverfolgen. Ein Känguru habe ich zum ersten mal als Kind gesehen, als ich die Fernsehsendung „Skippy, das Buschkänguru“ geschaut – und mich direkt in Kängurus verliebt habe. Mit 17 wurde ich Tierpfleger und habe begonnen, mich um verwaiste Kängurus zu kümmern. Und habe dabei meine Leidenschaft entdeckt.
... und du hast dann mit dem Sanctuary dein eigenes Unternehmen gegründet. Das hatte bestimmt seine Höhen und Tiefen. Was hat dich motiviert und motiviert dich trotzdem, deinen Job zu machen?
Meine Liebe zu Kängurus. Jedes Tier verdient Zuneigung und freundlich behandelt zu werden.
Ich liebe die entspannte Haltung und die Freundlichkeit der Australier.
Apropos freundlich: Was macht Australien und die australische Lebensweise für dich aus?
Ich liebe die entspannte Haltung und die Freundlichkeit der Australier. Als Australier fühlt man sich einfach wohl, wenn man jemand Fremdes „Hallo“ sagt und der dann genauso freundlich zurückgrüßt. Das ist etwas Besonderes.
Northern Territory
Ein Paradies für Abenteurer, begeistert es mit bezaubernden Nationalparks, indigener Kultur, kristallklaren Wasserlöchern, Wüstenmonolithen und charmanten tropischen Ortschaften. Mehr über das Northern Territory.
Wenn es Touristen mal nach Alice Springs verschlägt: Was sollen sie sich dort unbedingt anschauen?
Natürlich das Kangaroo Sanctuary. Ohne das gesehen zu haben, sollte man nicht wieder abreisen. Aber auch den wunderschönen Gebirgszug West MacDonnell Ranges, insbesondere die Schluchten Ormiston Gorge und Standley Chasm, und den Wanderweg Larapinta Trail sollte man sich nicht entgehen lassen.
Und was sagst du Reisenden, die angesichts der Buschfeuer am Anfang des Jahres etwas verunsichert sind, die Natur in Australien intakt vorzufinden?
Viele Menschen sind sich gar nicht bewusst, wie groß Australien ist. Große Teile des Landes sind von den Buschfeuern völlig unberührt geblieben. Darunter auch Alice Springs und das Sanctuary.
Und was liebst du am meisten daran, in Australiens Outback zu leben?
So verhälst du dich, wenn du als Tourist unterwegs Kängurus begegnest
Nur aus der Ferne betrachten, denn sie sind wilde Tiere und müssen respektiert werden.
Es gibt nichts, das so schön ist, wie das Outback: roter Sand und Berge, blauer Himmel, goldenes Gras und die außergewöhnliche Tierwelt, das Wildlife – besonders unsere Roten Riesenkängurus.
Eine Frage zum Schluss: Warum ist dein Spitzname eigentlich „Brolga“?
Als ich vor 17 Jahren noch als Reiseführer in Kakadu im Northern Territory gearbeitet habe, nannte mich ein Freund von mir, der Aborigine ist, „Brolga“, das ist der Australische Kranich. Er sagte, ich sähe aus wie ein Brolga. Der Name ist haften geblieben.
Fotogalerie: Empfehlungen von Chris
Wer mehr Informationen zu Chris „Brolga“ Barns und seinem Sanctuary in Alice Springs, NT, erfahren möchte – oder es sogar selbst eine Reise dorthin machen möchte, um Chris’ Kängurus persönlich zu sehen, kann das hier tun: